Warum belgische Atomenergie dich und Lürrip betrifft

Ein Foto zum Blogartikel von Karsten Daskalakis, dem Direktkandidaten von Bündnis 90/Die Grünen für Lürrip und den Stadtbezirk Mönchengladbach-Ost bei der Kommunalwahl 2025.
Karsten Daskalakis | by Uta Mag

Mit Wut und großer Sorge blicke ich auf das, was da gerade im belgischen Parlament beschlossen wurde.

Belgien kehrt offiziell zurück zur Atomkraft.

Der ursprüngliche Ausstieg aus der Atomenergie – 2003 gesetzlich beschlossen – ist mit einem neuen Gesetz jetzt gekippt.

Das Parlament in Brüssel hat mit großer Mehrheit dafür gestimmt, die Laufzeiten der Atomkraftwerke Tihange 3 und Doel 4 bis mindestens 2035 zu verlängern.

Die Regierung unter dem rechtsnationalen Premierminister Bart De Wever plant sogar eine weitere Verlängerung bis 2045 – und neue Reaktoren obendrein.

Die Sozialisten haben sich enthalten. Die konservativen und nationalistischen Parteien haben die Änderung durchgedrückt – mit 102 Ja-Stimmen, nur 8 Abgeordnete stimmten dagegen.

Das ist ein fatales Signal für Europa, für das Klima – und für unsere Sicherheit.

Denn wir hier in Lürrip sind direkt betroffen. Das Atomkraftwerk Tihange liegt nur 110 Kilometer Luftlinie von Mönchengladbach entfernt. Im Fall eines schweren Unfalls zählt jede Minute – aber wir wären mittendrin im Gefahrenradius. Ein GAU kennt keine Landesgrenzen.

Tihange 3 und Doel 4 sind Reaktoren aus den 1980er-Jahren. Sie sollten längst vom Netz sein. Aber die belgische Regierung spricht jetzt von „Energiesouveränität“ und „CO₂-freiem Strom“. Als ob Sicherheit verhandelbar wäre!

Was viele nicht wissen – und was mich besonders wütend macht:
Der Betreiber ENGIE sagt selbst: Atomkraft ist für das Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich. Der Konzern will eigentlich raus. Und was passiert?

Auch und besonders für den hochgefährlichen Atommüll, der bei jedem Tag Laufzeit entsteht. Es gibt kein sicheres Endlager, nicht in Belgien, nicht in Europa, nicht auf der Welt. Trotzdem wird so getan, als sei das alles irgendwie unter Kontrolle.

Das ist brandgefährlich. Und es ist verantwortungslos.

Die Entscheidung trifft nicht nur Belgien. Sie trifft uns alle. In Aachen, Heinsberg, Mönchengladbach. In Lürrip.

Wir leben im Windschatten dieser Reaktoren. Auch wir tragen das Risiko – aber wir wurden nicht gefragt.

Ich sage: Nein zu Atomkraft – auch bei unseren Nachbarn.

Oft wird erzählt, Atomstrom sei günstig. Aber das stimmt einfach nicht. Diese Rechnung geht nur auf, weil der Staat massiv hilft: mit Subventionen, mit Risikoübernahmen – und vor allem, weil er die gigantischen Kosten für den Atommüll übernimmt.

Wenn also gesagt wird, Atomkraft sei billig, dann heißt das: Der Strompreis ist geschönt – und bezahlt wird mit Steuergeld und mit unserer Sicherheit. Das ist kein fairer Deal.

Ein ehrlicher Strompreis müsste auch die Kosten für Rückbau, Atommüll und mögliche Katastrophen enthalten. Tut er aber nicht.

Deshalb sage ich ganz klar: Die Zukunft gehört den Erneuerbaren – nicht den gefährlichen Rechentricks der Atomkraft.

Wir brauchen erneuerbare Energien, regionale Versorgung, ein starkes Europa des Klimaschutzes – und keine Rückkehr in eine Energiepolitik der 80er-Jahre, die von Profitinteressen und Machtsymbolik geprägt ist.

Ich danke den belgischen Grünen für ihren Mut. Und ich bitte dich: Bleib wachsam. Bleib kritisch. Und unterstütze den Widerstand gegen diese gefährliche Rolle rückwärts.

Für Lürrip. Für unsere Region. Für eine sichere Zukunft unserer Kinder.

Quellen:
https://en.newsroom.engie.com/news/closing-of-the-agreement-between-engie-and-the-belgian-government-6b37d-314df.html

https://www.aachener-zeitung.de/region-nrw/belgien/kurswechsel-in-der-energiepolitik-belgien-aendert-atomgesetz/67301932.html

https://www.spiegel.de/ausland/belgien-macht-atomausstieg-rueckgaengig-a-e60d6076-d245-4904-8b67-0ccf4373c988